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Die Ausstellung zeigt künstlerische Positionen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Medien mit Arbeit und den Veränderungen in der Arbeitswelt und daraus schließend auch mit gesellschaftlichem Wandel befassen. Dabei wird ein subjektiver und kritischer Blick auf die eigenen Arbeits- und Produktionsbedingungen im Kunst- und Kulturbetrieb eingenommen. Es wird aber auch die grundsätzliche Frage gestellt, was Arbeit heute ist und wie sicher dessen Wert(-schätzung) generiert.

The group exhibition ‘No Time To Have You Lurking’ shows artistic positions that deal with Labour and todays changes in work environment. With different perspectives and in different media they take a subjective and critical look at their own working conditions in the art and culture industry. Furthermore the fundamental question of what work is today and how it’s value and appreciation is generated will be asked.

 

Zu den einzelnen Arbeiten:

Die skulpturale Inszenierung backstage leftover von Mara Novak erinnert an die Hinterlassenschaften einer gefeierten Party. Die Abbildung zeigt die Künstlerin stillend bei einem Selfie. Ihr Sohn wurde ausgeschnitten und durch Montagetechnik mit einem Schrimp ersetzt. Die Künstlern weist hierbei auf die Ambivalenz zwischen Selbstdarstellung von Künstler:innen auf Social Media und dem privatem Leben hin. Technisch handelt es sich wie üblich für Novaks Arbeiten um eine Verschränkung zwischen analoger und digitaler Foto Technik.

„If you had a twin, I would still choose you“
Nika Kupyrovas Arbeit Thinking about Isa Genzken aus der Serie Thinking about Artists schlägt einen ähnlichen humorvoll-kritischen Weg ein, indem sie als Ausgangspunkt die Referenzen und Empfehlungen ihrer ehemaligen Kunstprofessor:innen nimmt. Im Hochschulkontext ist es üblich Studierenden Arbeiten von etablierteren Künstler:innen zu empfehlen. Diese Empfehlungen stellen ein komplexes Wechselspiel zwischen Referenz, Nachahmung, Originalität und Plagiat dar. Bei der hier gezeigten Arbeit handelt es sich um eine mit viel Aufwand handgefertigte Kopie einer Plastik Rose, die es für wenig Geld in 1 Euro shops zu kaufen gibt. Thinking about Isa Genzken ist eine Untersuchung der Künstlerfigur, der künstlerischen Arbeit und des Diskurses über Original und Kopie.

Bei den Arbeiten von Dorothea Trappel steht die spielerische Inszenierung von Materialien oft im Zentrum und wird Mittel um weiblich konnotierte Gegenstände, Arbeitsweisen und Symbolik zu unterwandern. In der Arbeit Femme Matéríel verbirgt sich auf einer herkömmlichen Fliese in Gold das Motivs der Vulva.
Mit Humor nähert sich die Arbeit eindimensionalen und klischeehaften Rollenzuweisungen und hinterfragt die immer noch weitestgehend von Frauen getätigte Haus und Care Arbeit.

Rotten Eggs, eine Arbeit von Marit Wolters entzieht sich dem er-schaffenden Akt und lässt einem natürlichen Prozess den Vorrang. Die Arbeit ist in Island entstanden. Dort wo sich heiße und kalte Quellen an der Oberfläche mischen, genießen die Einwohner Bäder in warmen Wasserstellen. Marit Wolters hat für Rotten Eggs Kupferstoffe als Badetücher verwendet. Durch den Kontakt mit dem schwefelhaltigen Wasser, reagiert das Kupfer chemisch und verfärbt in der Folge den Stoff.

„Nuh badda, text me in a crisis…“
Die prekären Lebens- und Arbeitsrealitäten vieler Kunstschaffenden, in den letzten Jahrzehnten verstärkt durch steigende Immobilienpreise und Lebenserhaltungskosten, führt zu Überlegungen auf welche Ressourcen zurück gegriffen und welche Allianzen geschmiedet werden können um dem Druck stand zuhalten.
In diesem Sinne produzieren die Schwestern Magdalena und Anna Kreinecker seit 2020 gemeinsam mehrfarbige Original- Siebdrucke in sehr limitierter Auflage auf Textil, meist Pullovern. Neben der Arbeit an eigenen Designs lädt kreineckers in regelmäßigen Abständen Künstler:innen und Grafiker:innen zur Zusammenarbeit ein. Die Editionen werden ausschließlich aus nachhaltigen und biologischen Materialien hergestellt und in Wien von handgefertigt.

Auch Ahu Dural greift auch auf familiäre Hintergründe zurück und beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit ihrer Mutter und ihrer eigenen Kindheit, aufgewachsen in der Werksiedlung Siemensstadt/Berlin. Durals Mutter begann 1980 mit 17 Jahren als Bestückerin für Leiterplatten bei Siemens zu arbeiten – eine Arbeit, die sie bis 1995 im Akkord verrichtete. Die Architektur der Siedlung, sowie Objekte und Materialien, die eng mit der Tätigkeit der Mutter verbunden sind bildenden Ausgangspunkt für Durals Arbeiten. Dabei verwendet sie immer wieder Persönliches, wie z.B. Fotoaufnahmen und Erinnerungen an Spielplätze oder die Kleidung der Mutter, wie hier in den ausgestellten Arbeiten neues arbeiten, 36 Arbeiterinnenbiographien und Narrative.

In Rihanna’s song Work, von dessen Songtext sich der Ausstellungstitel No time to have you lurking ableitet, wird durch die Wiederholung des Wortes Work auf den sich wiederholenden Charakter des Arbeitsalltag hingewiesen.
Die Wiederholung spielt auch bei Mirsini Artakianous Arbeiten eine wichtige Rolle. Ihre künstlerische Praxis besteht aus dem Flechten von Fäden und Seilen – oft in stundenlanger meditativer Arbeit ausgeführt. Dabei nutzt sie unter anderem Techniken aus ihrer Heimat Griechenland. Die aus Makramee Seil geflochtene Arbeit Ohne Titel, 2023 beansprucht ein Volumen, das rein immaterieller Natur zu sein scheint und sich gleichzeitig auf die Architektur des Ausstellungsraums bezieht. In ihrer Feingliedrigkeit möchte sie nichts verstecken und obwohl die Arbeit an Fischernetze erinnert, entzieht sie sich jeglicher Funktion.
Die Wiederholung erscheint hier nicht nur in poetischer Weise, sondern weist auch auf dessen wohltuende Qualität hin.

„Work, work, work, work, work, work“

Leave to rise, eine Skulpturen-Gruppe von Nicoleta Auersperg, thematisiert Arbeit in einer umfassenden Weise: Entstanden ist die Gruppe während der ersten Corona Lockdowns, wo Hefe und Mehl teils tagelang ausverkauft waren und viele Menschen, zurück geworfen ins Private, angefangen haben Brot zu backen. Die Skulpturen Gruppe greift dieses Phänomen auf und fragt durch welche Tätigkeiten und Arbeiten sich Menschen selbstwirksam fühlen und Wertschätzung generiert wird.

„We just need to slow the motion“
Die film stills von Charlotte Gash zeigen zwei Ausschnitte ihrer Serie Breeder or Sucker. In der gezeigten Szene namens Hummus, bewirbt sich die Titelfigur Charlotte für ein Kunststipendium. Leider schickt sie versehentlich eine automatisch korrigierte Version ab, in der das Wort „Humor“ durch „Hummus“ ersetzt wurde. Auf spielerische, humorvolle teils überzeichnete, aber auch schonungslose Weise zeigt Charlotte Gash in ihrer Serie Breeder or Sucker die durch eine Aufmerksamkeitsökonomie geprägte Lebensrealität einer jungen Künstlergeneration auf.

Ikea-Umwandlung V von Charlotte Perrin hinterfragt die künstlerische Arbeit und den sich immer noch hartnäckigen (männlichen) Geniekult auf umgekehrte Weise, in dem sie eines der am meist verkauften Ikea Produkte zum Kunstwerk werden lässt. Das Hyllis Regal wird zum Display für Abbildungen, die wiederum ein Gerät zeigen, welches die Schutzverpackung für die Regale herstellt. Somit weist die Arbeit auf die uns verborgenen Hintergründe und Infrastrukturen der Massenproduktion hin. Das Regal wird nach der Ausstellung wieder in den Ikea Kreislauf retourniert und findet sich so beim nächsten Käufer wieder.

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