Die Ausstellung zeigt skulpturale Wandarbeiten und Plastiken von Manuel Schneidewind. 1988 ist er in Leipzig geboren und hat dort an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Malerei studiert. Er lebt und arbeitet in Leipzig und betreibt das Bistro 21. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit der permanenten Suche, der Offenheit des Fragenstellens und der Ehrlichkeit im künstlerischen Schaffensprozess.
Manuel Schneidewind arbeitet mit Materialien, die ihm im Alltag unmittelbar begegnen. In seinem Schaffensprozess erkennt er ungenutzte Qualitäten eines Materials und nutzt diese zur Fertigung seiner Arbeiten. Zum Pappmaché kam Manuel Schneidewind durch langjähriges Arbeiten auf der Baustelle sowie Tapezier- und Malerjobs während des Studiums und danach. Aus den Resten und Rissfetzen schuf er sich eine neue Materialmasse. Daraus lässt er die vielfachen Überlagerungen von Farben und Formen entstehen. Durch mehrfache Aufschichtungen entsteht massive sich selbst überlagernde Pappmachémalereien. Die unzähligen Schichten aus Pappmaché trägt Manuel Schneidewind auf mit Gewebegitter bezogenen massiven Holzrahmen auf. Seine Arbeiten spielen dabei mit der Dreidimensionalität. Aus der Malerei kommend, sind diese Arbeiten nun aber eher Grenzgänger zwischen Malerei und Plastik. Diese Grenzen und Möglichkeiten erforscht Manuel Schneidewind in dieser Ausstellung.
Aus der Dekonstruktion seiner Rohstoffe schafft er künstlerische Arbeiten, die am Ende nicht mehr offenlegen wie sie entstanden sind. Das Thema seiner Arbeiten ist die Wichtigkeit des Geheimnisses. Etwas nicht durchschauen zu können, weil es keine Transparenz in der Konstruktion gibt, sondern es einfach auf sich wirken zu lassen. Insofern lädt die Ausstellung dazu ein, selbst in Dialog zu treten. Die Eindrücke zu untersuchen, die die reliefartigen Werke in einem selbst hinterlassen.
Den Wandarbeiten stehen Skulpturen gegenüber. Sie sind Ausgangspunkt und Begleiter der Wandarbeiten. Ihre Gestalt erinnert an archaische Relikte die zwischen symbolischer und abbildender Bedeutung changieren. Die glatten zerfurchten gefleckten und gefärbten Oberflächen muten natürlich an und besitzen die Haptik von verwitterten Steinen. Im Spannungsfeld zwischen Form und Inhalt schwingt in ihnen ein gewisser Humor mit, da taucht ein triviales „&“ als verschollenes Objekt auf, an andere Stelle streckt sich ein halb-pilz-halb-hammerartiges Wesen in die Höhe oder es erscheint ein Gesicht auf Beinen.
Seinen Arbeiten liegen zahlreiche Zeichnungen zugrunde. Diese Zeichnungen sind der Beginn eines ständigen Übersetzungsprozesses. Die gezeigten Arbeiten sind das Ergebnis einer langen Auseinandersetzung, in der alltägliche Situationen aufgenommen, dekonstruiert und transformiert werden.
Manuels Arbeitsweise ist ein permanentes Werden, sie kennt keinen Stillstand. Er stellt sich immer neue Fragen, tritt immer wieder in Auseinandersetzung mit seinem Schaffen und dem Produkt. Dadurch bewahrt sich seine Neugierde und Flexibilität im Prozess. Diese Freiheit und Offenheit gegenüber dem eigenen Schaffen erlauben ihm, immer wieder ins Unbekannte vorzustoßen und neue Fragen zu stellen. Dafür muss man sich jedoch immer wieder in den Zustand des Ausprobierens wagen, sich etwas trauen. Im Prozess lässt er sich von der Intuition in der Auseinandersetzung mit dem Material leiten. Dieser Anspruch an die eigene Authentizität spiegelt sich in Manuel Schneidewinds Arbeiten wider. Seine Arbeitsweise verweigert sich notwendigerweise der Möglichkeit eines zu Beginn schon gekannten Resultates. Diese Unwissenheit um das Endresultat steht für Manuel Schneidewind einer Funktionalisierung seines künstlerischen Schaffens entgegen. Seine Kunstwerke sind Ausdruck ihrer eigenen Entstehung.
Manuels Materialen können von überall kommen. Der Titel der Ausstellung ist eine Anspielung auf das Material und den Supermarché. Die uns umgebende Außenwelt ist Manuel Schneidewinds Superpappmachémarkt. Hier ist alles zu finden.
Text: Marie Beckmann